“Minus 10 minus 9 minus 8…”, las Herr Lagerfell anklagend vor. Hier handelte es sich nicht um den Countdown eines nahenden Raketenstarts sondern um die Wettervorhersage des Norddeutschen Wetterdienstes.
Ich versucht betont fröhlich zu wirken „Sehen Sie, es geht doch schon eindeutig aufwärts – bald haben wir wieder Sommer“
Herr Lagerfell verdrehte die Augen und sagte bestimmt: “Sie können ja gerne hier auf den Sommer warten, aber ich werde jetzt meinen Koffer vom Schrank nehmen, packen und meinen Großcousin El Gato Blanco in Andalusien besuchen. Er ist vor vielen Jahren nach Spanien ausgewandert und reist seither immer der Sonne hinterher – ein schlauer Bursche. Blanco wollte mir schon immer Andalusien und die Tapas Kultur näher bringen – jetzt ist der richtige Zeitpunkt gekommen.”
“Herr Lagerfell, ich kann Sie auf gar keinen Fall alleine gehen lassen – Tapas das sind doch Gemeinschaft. Wer teilt, hat mehr vom Essen. Ich werde Sie natürlich begleiten!” erwiderte ich aufopfernd.

Und so machten wir uns an einem knackig kalten Samstag im Februar auf dem Weg nach Jerez de la Frontera.
Am Flughafen in Jerez stiegen wir in weiser Voraussicht in das kleinste Mietauto und brausten los Richtung Arcos de la Frontera um als Auftakt unsere Reise ein typisches weisses Dorf zu besichtigen. Die steile Lage am Hang ziehte uns schon von weitem in ihren Bann. Bereits im Vorfeld warnte uns die Unterkunft vor der Parksituation und so ließen wir das Auto in der unteren Stadt an einem kostenfreien Parkplatz stehen. Mit leichten Gepäck irrten wir durch das Gassengewirr, immer aufwärts, immer steiler.

Nach 30 Minuten hatten wir die Casa Campana erreicht. Gastegeberin Emma öffnete uns freudestrahlend die schwere Holztür und reichte uns lachend erstmal ein Glas Wasser.
Casa Campana Casa Campana
Ein alter Stadtpalais mit Dachterrasse und fantastischem Ausblick über die Altstadt Arcos war für heute unsere Unterkunft. Nachdem wir von Emma mit allen nötigen Informationen eingedeckt worden sind ließen wir uns durch die engen Gassen treiben, bestaunten immer wieder den Ausblick in die Schlucht und endeten schlussendlich in einer Tapasbar, die zu einen der besten unserer Andalusienreise zählen sollte.

Taberna Jóvenes Flamencos ist fest in Familienhand verankert und man spürt sofort die Liebe zu gutem Essen und Wein. Viele vegetarische Tapas finden sich auf der Karte- auch ungewöhnlichere Sachen wie z.B. Abajao, ein einfaches Gericht aus Arcos, bestehend aus altem Brot, Knoblauch und grünem Spargel. Der Tierra Blanco Seco, ein trockener Weißwein aus Cadiz passte perfekt zu dem einfachen Essen mit besten Zutaten.
Arcos bei Nacht Abajao
Den Absacker nahmen wir in der Taberna San Pedro zu uns, einer kleinen Bar in der Nähe unserer Unterkunft bevor wir mit Muskelkater in den Beinen erschöpft ins Bett fielen.

INFOS:
• Anreise: in etwa 3 Stunden mit dem Flugzeug von Deutschland nach Jerez de la Frontera. Alternativ könnte man auch den Flughafen Sevilla oder Malaga ansteuern. Ein Mietauto ist unbedingt zu empfehlen. Nicht in die Altstadt von Arcos de la Frontera reinfahren – die Gassen sind sehr sehr eng und steil. Kostenlose Parkplätze findet man in der Calle Matrera Arriba oder Calle Matrera Abajo. Man muss sich aber auf einen steilen Fußmarsch gefasst machen – also lieber mit leichten Gepäck und ohne Rollkoffer verreisen.
• weitere tolle Restaurants in Arcos de la Frontera:
La Carcel, traditionelle Tapas mit schöner Terrasse
El Aljibe, arabisch-andalusisches Essen im wunderschönen Ambiente



